Neulich hat mich eine Leserin darauf aufmerksam gemacht, dass in meinem Blog die wichtigste Information fehlt. Nämlich eine Erklärung, was das Textil Kunsthandwerk Blaudruck eigentlich ist.
Heute schreibe ich schon den 100. Blog Beitrag (!) Daher wäre es mehr als angebracht, dem Leser diese alte, traditionelle Technik des Stoffdrucks endlich genau zu erklären. Zu Feier des Tages wird dieser Blog Beitrag etwas länger ausfallen, als sonst. Nach einem Prosit zum 100. Beitrag, fange ich nun an:
Blaudruck – Textil Kunsthandwerk
Die Original Blaudruck Stoffe unterscheiden sich im wesentlichen von den industriell bedruckten Stoffen. Sie sind nämlich nicht, wie in einer Fabrik, maschinell und in Sekunden bedruckt und – oder – auch gleichzeitig – gefärbt. Diese zwei Schritte – Bedrucken und Färben erfolgen hier ausschließlich PER HAND. Eine bestimmte Menge an Stoff zu bedrucken und färben kostet in diesen Werkstätten unvergleichbar viel viel mehr Zeit, Kraft und Mühe, als in einer Textilfabrik. Es ist ein echtes Blaudruck – Textil Kunsthandwerk, denn der Blaudrucker hat oft einen Meisterbrief. Früher konnte man in manchen Werkstätten auch eine Lehre machen.
Also – hier für alle Leser, die gerne ganz genau wissen wollen, wie echte Blaudruckstoffe entstehen: – eine kleine Lektion über das Textil Kunsthandwerk Blaudruck für Anfänger:
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Blue-dying – what’s that?
The other day a reader pointed out that my blog was missing the most important information – an explanation of what blue-dying actually is.
Today I am writing my 100th post (amazing!) and so its fitting today, to bring this handcraft closer to the readers. To mark the occasion, this blog post will be a little longer than usual. After a toast to the 100th post I will begin:
Blue-dying – textile handcraft
The original blue-dye textiles differ a lot from the industrially printed fabrics. Namely, they are not dyed by a machine and printed in seconds, instead these two steps – printing and dyeing are done here BY HAND. It is a real handcraft and to print a certain amount of material and colour it, will cost incomparably much more time, energy and effort, as in a textile factory.
So – here for all readers who want to know exactly how genuine blue-dye materials are produced – a small Lesson about blue-dying for beginners:
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Der Reversdruck
Der Blaudrucker bedruckt nicht blaue Stoffbahnen mit weißen Mustern, wie man denken könnte. Er bedruckt weiße Stoffbahnen mit sogenanntem grünlichen „Papp“ und wäscht diesen nach dem Färben wieder aus. Der sogenannte „Blaudruck“ ist also sozusagen ein „Reversdruck“. Diesen Ausdruck benutzte ich gerne immer, wenn ich diese Technik erklären will.
Die Vorbereitung
Jeder Blaudrucker braucht zuerst einen weißen oder hellbeigen Naturstoff – vorwiegend aus Baumwolle, oder mal auch aus Leinen. Oft hat er einen Lieferanten, der ihn mit Stoffen beliefert. Oft bringt der Kunde selber (so, wie manchmal meine Wenigkeit) den Stoff für seine Bestellung gleich mit. Bevor der Blaudrucker aber diesen Stoff bedrucken kann, muss er ihn zuerst perfekt glattbügeln. Aus diesem Grund steht irgendwo in seiner Blaudruck Werkstatt auch eine große Mangelmaschine. Den sorgfältig gebügelten Stoff breitet er dann auf seinem großen Arbeitstisch aus und streichelt ihn mit seinen Händen ganz glatt.
Das Bedrucken des Stoffes mit Modeln
Jetzt kommt die Blaudruckform, das sogenannte Model (circa 25 x 25 cm groß) ins Spiel. Das Blaudruckmuster, oft alt, filigran und meistens aus Metall, (manchmal aber aus Holz, aber immer perfekt geschnitzt) ist auf einer dicken, relativ schweren Holzplatte befestigt. Dieses Model nimmt der Blaudrucker in die Hand und taucht die Metallseite des Models es in den oben erklärten, hellgrünen und breiigen Papp. Er druckt den Papp von dem Model auf den Stoff ab. Dann taucht er das Model wieder in den Papp und macht wieder einen Abdruck auf dem Stoff und so weiter.
Achtung, Passzeichen
Der Blaudrucker muss sehr sorgfältig arbeiten. Die Form (das Model) muss jedes Mal auf den Stoff ganz genau platziert werden. Die meisten Modeln haben Pass Zeichen, diese sind auch ganz wichtig. Niemand möchte auf dem fertigen Stoff die einzelnen Muster Abdrücke erkennen können. Das fertige Muster sollte, wie maschinell gedruckt, einheitlich aussehen. Hier geht es um eine echte Handarbeit, man muss sich vorstellen, wie lange wohl das Bedrucken per Hand von einem einzigen Stück Stoff dauert. Anschließend wird die fertig bedruckte weiße Stoffbahn mit dem aufgedruckten grünlichen Muster in der Werkstatt zum Trocknen aufgehängt.
Nun wird im Indigo gefärbt
Nach einer bestimmten Zeit fängt der Blaudrucker dann mit dem Färben an: Die Stoffbahn mit dem, nun getrockneten handbedruckten Muster wird nun in das bis 3 Meter Tiefe Indigo Bad getaucht, meistens mehrere Male. Der blau gefärbte Stoff sieht jetzt einfarbig aus. Das aufgedruckte Stoffmuster ist noch unsichtbar und wird erst nach dem letzten Indigo Bad in einer bestimmten Lauge zum Vorschein kommen. In dieser sehr verdünnten Salzsäure Lauge wird der grünliche „Papp“ wieder ganz ausgewaschen.
Voila`! Jetzt muss der Blaudrucker nur noch im sauberen Wasser alle unerwünschten Reste auswaschen, den fertigen Stoff wieder trocknen und ganz zum Schluss bügeln. FERTIG!
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The blue-dyer does not print blue cloths with white patterns, as one might think. He prints white lengths of fabric with so-called papp which is then rinsed out again after the dyeing. The so-called „blue print“ is thus a „resist print“.
The preparation
Each Blue-dyer first needs a white or light-beige natural product – mainly cotton, or sometimes linen. He often has a supplier who supplies him with fabrics, or customers themselves (as sometimes my humble self) bring the fabric of their choice. Before the blue-dyer can print on the fabric, it must be perfectly smooth. Ironing comes first, and for this reason there is oft a big pressing and ironing machine somewhere in his blue-dye workshop. The carefully ironed fabric is then spread out on a work table and stroked smooth.
Printing the textile with a stamp or mold
Now comes the so-called Mold (circa 25 x 25 cm) into play. The blue print pattern, often very delicate and mainly of metal, (but sometimes perfectly carved wooden) is fixed to a thick wooden panel. Then the blue-dyer takes the Mold in his hand and dips it in the so-called Papp. By carefully placing the Model on the fabric, its pattern is then left by the Papp on the fabric. This process is repeated – the Model is immersed again in the Papp and again it makes an imprint on the fabric and then again and again and again…. He has to work very carefully, the Model must always be placed on the fabric exactly. Most blue-dying forms (Models) have a marking point, this is very important, because nobody wants to see the individual pattern on the finished fabric, the material must appear uniform, as if printed by machine. This is about a true craftsmanship, you have to imagine how long it takes printing by hand using only one single pattern. At the end, the finished printed white fabric panel is hung out to dry over the shop floor.
Now comes the indigo dying
After a certain time, when the Papp has dried you can start with the dying. The fabric panel with the dried handprinted pattern will be immersed in the indigo bath, usually several times. The blue-coloured fabric now looks blue all over, the pattern is still invisible and will only come to light after the last bath in a certain solution, where the Papp is washed out.
Voila`! Now wash out all unwanted residues in clean water, dry the finished cloth again and iron. DONE!
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Ich hoffe, dass jetzt jedem Leser klar geworden ist, dass nach so viel Aufwand bei der Herstellung der echten Blaudruckstoffe man keineswegs mit Schnäppchen Preisen arbeiten kann.
Nun habe ich aber nur über die Stoffe geschrieben, jetzt möchte ich auch noch meinen Anteil an der Entstehung eines Dilians Produktes erklären, denn ich denke: So viel TRANSPARENZ muss sein!
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I hope that it has now become clear for every reader, that after so much effort in the production of true blue-dyed fabrics, you cannot expect cheap prices.
But I have now only written about the materials, now I want to explain my part in the emergence of a Dilians product, because I think: So much TRANSPARENCY must be!
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Wie kommt der hohe Preis einer Dilians Handtasche zustande?
Nehmen wir mal eine Dilians Handtasche, das teuerste Modell für 329 Euro (in Wirklichkeit cca 270 Euro, denn von den 329 Euro sind cca 60 Euro MwSt). Es ist eine Exklusiv Serie mit einer Kosmetiktasche und einem handbedruckten Aufbewahrungsbeutel.
Leinenstoff besorgen
Für diese Tasche, deren Stoff Muster von der Pulsnitzer Blaudruckerei kommt, habe ich zuerst naturweißen Lausitzer Leinen bei der Leinenweberei Hoffmann bestellt, bezahlt und in Zittau mit dem Zug persönlich abgeholt (30 km weit). Dieses Stück Leinen habe ich daheim mit der Overlockmaschine an Ränden versäubert (echtes Leinen franzt zu sehr aus) und dann in der Waschmaschine gewaschen. Das ist wichtig, damit im Stoff keine unerwünschten Rückstände mehr zu finden sind. Dann habe ich den Stoff feucht mit der Hand gebügelt (besitze leider keine Mangelmaschine).
Stoff bedrucken lassen
Hab einen Termin bei der Blaudruckerin in Pulsnitz ausgemacht und bin mit dem Auto hingefahren (80 km weit). Bei der Frau Reppe habe ich die Muster ausgesucht und mit ihr bestimmt, wie und wo sie auf den Leinen Stoff platziert werden sollen. Nach einigen Wochen Wartezeit hat mir dann die Frau Reppe telefonisch mitgeteilt, dass mein Stoff nun fertig bedruckt ist. Den fertigen Stoff habe ich wieder mit dem Auto abgeholt (80 km weit) und die Arbeit der Blaudruckerin bezahlt.
Stoff geht zu Taschen Produktion
Nun habe ich den fertig bedruckten Stoff wieder zu Hause, muss ihn aber wieder in der Waschmaschine waschen, damit diesmal die überflüssige Indigo Farbe raus kommt. Erneut bügle ich den Stoff und nun kann ich ihn mit dem Auto zu den Taschen Produzenten nach Tschechien bringen (160 km weit). Zum Glück schaffe ich es in einem Tag, muss nirgendwo übernachten. Ein Termin wird nun festgelegt, bis wann die Tasche fertig sein wird (nach einigen Wochen).
Aufbewahrungshülle
In der Zwischenzeit nähe ich daheim die Aufbewahrungshülle aus dem handbedruckten Baumwollstoff mit identischem Muster, wie auf der Tasche. Diesen Stoff habe ich gleichzeitig mit dem Leinen Stoff bei der Frau Reppe bestellt und bezahlt.
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Where does the price of a Dilians handbag come from?
Let’s take a Dilians handbag, the most expensive model for 329€ (270€ in reality, because from the 329€ circa 60€ is VAT). It is an exclusive series with a cosmetic bag and a hand-dyed storage bag.
Obtaining the linen
For this handbag, the material comes with the same pattern as the storage bag from the Pulsnitzer blue-dye shop. First I order the natural white Lusatian linen from the Hoffmann weaving mill, paid for and collected in Zittau by train personally (30 km away). I then wash this piece of linen in the washing machine at home. This is important so that no undesirable residue is left. Then I iron the damp fabric by hand(unfortunately I do not have an ironing machine).
Printing the linen
Make an appointment by the Blue-dyer in Pulsnitz and go there by car (80 km away). I select the pattern with Ms. Reppe and determine with her, how and where the patterns should be placed on the linen cloth. After a waiting period of a few weeks, Ms. Reppe informs me by phone that my dyed material is now finish. I again pick up the finished cloth by car (80 km away), and pay for her work.
Linen goes to the factory
Now I take the finished printed fabric back home, where I have to use the washing machine again, so that the excess indigo color is washed out. Again I iron the fabric and finally I can take it by car to the handbag producers in the Czech Republic (160 km away). Luckily I manage this in one day, and do not have to stay anywhere. An appointment will be set up when the bag is ready (after several weeks).
Dust cover
In the meantime, at home, I sew the dust cover from the hand-dyed cotton fabric with the same pattern as on the handbag. I ordered this cotton material and paid for it at the same time as delivering the linen to Ms. Reppe.
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Fertiges Produkt abholen
Irgendwann kommt endlich das Datum, wo ich die fertige Dilians Tasche bei den Produzenten mit dem Auto abholen kann (nochmals 160 km weit).
Und dann kommt, wie neulich, eine Dame an meinem Stand vorbei und sagt empört, die Tasche wäre zu teuer, sie würde höchstens 39 Euro zahlen und schaut mich böse an, als ob ich der gierigste Mensch auf dem Planeten wäre….
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Collecting the finished product
Eventually the date comes where I can finally pick up by car (again 160 km away) the finished Dilians handbag at the handbag producers.
And then, like the other day at my market stall, a lady comes along and says indignantly, this bag is too expensive, she would pay 39€ no more, and then looks at me angrily, as if I were the greediest person on the planet ….